Climate Expedition Ladakh 2022 – ein Rückblick
©Matthew Nelson/ Trail Angels
Als Himalaya Veteran hat sich mir nach zwanzig Nepal Reisen die Chance geboten, erstmals Ladakh, das faszinierende Hochland im Nordwesten von Indien zu besuchen. Dies ist der Versuch eines ersten Rückblicks, auf das was ich gemeinsam mit unseren Trail Angels Explorern und dem tollen Team von Global Himalayan Expedition beim Trekking und unserem bewegenden Einsatz im Projektdorf erlebt habe.
Was für ein inspiriertes und begeisterndes Team von Global Himalayan Expedition (GHE) (v.l.n.r.): Simar Nikki, Irfan und Paras. Am Bild fehlt Dorje ©GM/Trail Angels
Das Team: Gastgeber und Reisende – eine verschworene Einheit
Global Himalayan Expedition (GHE) ist eine bemerkenswerte Initiative, die mit nachhaltigem Tourismus die Lebenssituation der einheimische Bevölkerung in Ladakh (und mittlerweile auch in anderen Regionen Indiens) verbessert und darüber hinaus auch einen Beitrag für den Klimaschutz leistet. Mit diesem Konzept wurde GHE bereits mehrfach international ausgezeichnet und konnte auch viele namhafte Partner für ihre „Klimaexpeditionen“wie die Harvard University gewinnen.
Wir Trail Angels identifizieren uns sehr mit der Philosophie von GHE und haben das Angebot, eine gemeinsame „Klimaexpedition“ durchzuführen, gerne angenommen. Was uns an GHE aber ganz besonders begeistert hat, sind die inspirierten Menschen, die für einen nachhaltigeren Tourismus im Himalaya arbeiten und leben. Und uns auf unserer Explorer Tour so kompetent und zuvorkommend begleitet haben: Paras, der Gründer von GHE, Irfan unser phantastischer Trekking Guide, die stets lachende Simar (verantwortlich für die Projektdörfer), Nikki (verantwortlich für die Homestays), die beim Abschied einige Tränen vergoss und der stoische Dorje (Techniker & verantwortlich für den Astrotourismus), sie alle wussten uns mit ihrer Begeisterung für Ladakh anzustecken. Und sie beeindruckten uns auch, wie respektvoll und partnerschaftlich die Zusammenarbeit mit der ebenso professionellen wie liebenswürdigen Trekkingcrew (Köche, Pferdeführer, Helfer) gestaltet wurde.
Voller Vorfreude auf was in diesem grandiosen Land vor uns liegt: Die Trail Angels Explorer am Start des Trecks ©GM/Trail Angels
Eine neue Region mit einer neuen Agentur zu bereisen, birgt immer ein gewisses Risiko. Deshalb war ich auch froh, dass sich für diese Explorer Tour durchwegs erfahrene Weitwanderer mit Himalaya Erfahrung angemeldet haben: Ingrid und Horst Kircher aus Osttirol, Simone Pacher und Mirko Zeichen aus Kärnten, Dieter Henke, ein Tiroler in Wien lebend und Matthew Nelson aus Iowa. Letzterer ein junger, talentierter Fotograf, der für die Trail Angels schon des Öfteren im Einsatz war. „Meine“ Explorer zeichneten sich durch Fitness, Geduld und eine nie nachlassende Neugierde aus und die Gruppe ist während dieser drei Wochen, gemeinsam mit den GHE Team, wie es Ingrid so schön ausgedrückt hat, zu einer großen Familie zusammengewachsen.
Das Land: Ladakh – das Hochland zwischen Himalaya und Karakorum
Nun denn, ich werde jetzt nicht den Fehler machen, an dieser Stelle Ladakh umfassend zu beschreiben – vom Naturraum über die Geschichte bis zur Kultur und den Menschen. Dafür empfehle ich als ersten Einstieg lieber den Artikel auf Wikipedia.
Was ich hier jedoch zum Ausdruck bringen möchte ist, wie sehr Ladakh vom Anbeginn der Reise zu faszinieren vermag. Insbesondere das Indus Tal rund um die Hauptstadt Leh weiß den aufgeschlossenen Reisenden mit seinem Gegensatz aus Tradition, Spiritualität und Moderne in seinen Bann zu ziehen. Es ist auch jene Region in Ladakh, die von einem aufblühenden Tourismus (zu 95% sind es BesucherInnen aus dem eigenen Land) profitiert und dennoch abseits der viel besuchten Attraktionen genügend Freiräume für das Innehalten und für inspirierende Begegnungen eröffnet. Insbesondere wenn man mit einem so kompetenten Team wie GHE unterwegs ist. Sie ermöglichten und Erlebnisse, wie der Besuch bei Rinzin, der letzte königliche Töpfer von Ladakh, die Astronomie Session bei den Frauen von Fiang oder die Puja Zeremonie mit den Lamas im Phyang Koster, bei der für eine erfolgreiche und unfallfreie Expedition gebetet wurde.
Es waren unvergessliche wie erlebnisreiche Tage, die uns ein behutsames Eintauchen in die faszinierende Welt von Ladakh ermöglicht haben und als angenehmer Nebeneffekt fiel uns die dringend erforderliche Höhenanpassung (Leh als Eintrittstor unserer Reise liegt immerhin auf beachtlichen 3.500m) recht leicht.
Der Treck: Hemis Nationalpark – hohe Pässe, tiefe Schluchten und weite Ebenen
Das Herzstück unserer Reise bildete natürlich das Trekking. Die Route führte uns in einer großen Schleife durch den Hemis Nationalpark, es ist der größte Nationalpark Indiens, und wusste durch eine geradezu unglaubliche landschaftliche Vielfalt zu begeistern. Wir starteten in der Nähe des recht bekannten Sechstausenders Stok Kangri und mussten gleich zu Beginn mit dem Ganda La einen 5.000m hohen Gebirgspass überschreiten. Dafür wurden unsere Anstrengungen mit einem atemberaubenden Bergpanorama und in weiterer Folge mit einer Perlenkette von phantastischen Wandererlebnissen belohnt: Das archaisch weltvergessene Bergdorf Shingo, der spektakuläre Schluchtenweg durch einen tief eingeschnittenen Canyon, der uns dann zu den geradezu paradiesischen Oasen im Markha Tal geführt hat.
Irfan, unser Guide, hatte vor dem Treck nicht zu viel versprochen: Die Landschaft im Hemis Nationalpark ändert sich wahrlich Schritt für Schritt. Der sanfte Weg durch das Markha Tal ließ uns erstmals Luft holen und den Blick auf die reiche Geschichte dieses Tales schärfen. Verlief hier doch ein Teil der historischen Seidenstraßen, wovon die Ruinen alter Festungen, atemberaubend angelegten Felsenklöster und prachtvolle Chorten (buddhistische Skaralbauten) noch heute zeugen.
Kurz nach dem letzten Bergdorf, Hankar, steilte die Route wieder markant auf, galt es doch den 5.300m hohen Kongmaru La, das Dach unseres Trecks zu erklimmen. Das letzte Lager vor dem Pass schlugen wir auf der weiten Hochebene von Nymaling, neben einem Nomadenlager, auf. Man fühlt sich hier bereits in den ohnehin schon recht nahen Changtang, die endlose Gebirgssteppe Tibets versetzt. Nun denn, den Preis der absoluten Einsamkeit, die die Berge Ladakhs im Oktober ausstrahlen, haben wir hier oben mit nächtlicher Eiseskälte bezahlt. Die Überquerung des Kongmaru La, verbunden mit der Besteigung eines benachbarten 5.500m hohen Gipfels und der letzte Abstieg über alte, haarsträubend angelegt Pfade durch einen weiteren Canyon hinunter in das „Schneeleoparden-Dorf“ Shang bildeten dann den krönenden Schlusspunkt unseres Trekkings.
Das Trekking durch den Hemis Nationalpark hat mich, als alten Trekking Veteranen, zutiefst beeindruckt. Zumal einem angesichts der Weite dieses Gebirgslandes bewusst wird, nur einen kleinen Mosaikstein von Ladakh erlebt und erwandert zu haben. Denn die Möglichkeiten für weitere Trekkingtouren sind hier oben schier grenzenlos.
Das Projekt: Solarbetriebene Wassererhitzer für unser Projektdorf Burma
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei GHE nicht um eine gewöhnliche Trekkingagentur, sondern um eine Initiative mit ganz gezielten Maßnahmen die Lebensqualität der Menschen in Ladakh zu verbessern und darüber hinaus einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. So ist jede „Klima Expedition“ in Ladakh mit einem konkreten Projekt und aktiver Involvierung der TeilnehmerInnen verbunden.
In unserem Fall hat GHE das Bergdorf Burma im Nubra Tal ausgewählt. Das wüstenhafte Nubra Tal befindet sich bereits im Karakorum und Brennholz ist hier rar und wertvoll. Mit der Elektrifizierung der Dörfer und der Installation von solarbetriebenen Wassererhitzern wird nicht nur die Lebenssituation der Menschen, sondern auch die Klimabilanz verbessert. Gleich 16 (für jedes Haus einen) solarbetriebene Wassererhitzer in Selbstbauweise konnten durch unsere Reise finanziert werden. Einige davon wollten wir selber installieren und haben uns daher zum Dorf aufgemacht: Zuerst gilt es den mit 5.370m hohen Khardung La, einen der höchsten Straßenpässe der Welt zu überqueren, um in das Shyok Tal (die Grenze zwischen Himalaya und Karakorum) und dann weiter in das Nubra Tal zu gelangen. Einmal im Dorf Burma angekommen, ging es gleich an die Arbeit: Die Installation der Wassererhitzer fiel selbst einem ungeschickten „Nichthandwerker“ wie mir leicht und die Teamarbeit aus unseren Explorern, den GHE Leuten und den Einheimischen machte viel Spaß. In der Zwischenzeit wurde ein großes Nomadenzelt aufgebaut, wo eine Feier anlässlich der Elektrifizierung des Dorfes vorbereitet wurde. Und was das für eine bewegende Feier war! Es wurde gesungen, getanzt, gegessen und getrunken (der salzige Buttertee war bei uns eindeutig weniger beliebt als der erfrischende Chang). Nur mit viel Wehmut verabschiedeten wir uns von den so gastfreundlichen Menschen von Burma und machten uns auf den Weg zurück nach Leh. Inspiriert von der Gewissheit, mit unserer Reise tatsächlich einen kleinen Beitrag für ein besseres Leben in Ladakh und für den Klimaschutz geleistet zu haben.
Ob sich „Heroe“, unser wahrhaft heldenhaftes Leitpferd schon auf ein Wiedersehen mit den Trail Angels Explorern freut? Hier am Bild genießt es einfach den Moment, den 5.300m hohen Kongmaru La erklommen zu haben ©Matthew Nelson/ Trail Angels
Der Ausblick
Mit dem Abstand von einigen Wochen, hat sich bei mir ein Gefühl verfestigt: Diese Reise schwingt bei mir nach, wie noch wenige zuvor. Und ich war in der Tat schon viel auf Reisen. Die Zusammenarbeit mit dem Team von GHE war phantastisch und wir sind gemeinsam schnell zum Schluss gekommen, dass wir unsere Zusammenarbeit fortsetzen bzw. intensivieren wollen. So wird es auch im Jahr 2023 eine „Climate Expedition“ nach Ladakh geben, an deren Programm wir schon eifrig arbeiten. Noch vor Weihnachten werden wir dieses veröffentlichen und wenn Du Dich dieser Expedition anschließen möchtest, dann schau einfach regelmäßig auf unserer Webseite vorbei oder schick und eine E-mail. Wir benachrichtigen Dich dann direkt. Wir sehen uns in Ladakh!
Autor
Günter Mussnig
Der Diplomgeograph ist einer der Gründer und Geschäftsführer der Trail Angels, die für die Webplattform Bookyourtrail.com verantwortlich zeichnen. Als Trekking- & Outdoorfreak gehört er zu den Vätern des Alpe-Adria-Trails und erkundet seit mehr als 25 Jahren den nepalesischen Himalaya.
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