Julius Kugy Alpine Trail

31. Dez.. 2024 | Aktuell, Erlebnisse

Die untere Wolayeralm © Peter Angermann

Über die Vision eines völkerverbindenden Weitwanderweges

„Wer Visionen hat, braucht einen Arzt“. Dieses Zitat hat unser ansonsten sehr geschätzter Altkanzler Vranitzky sicherlich schon oft bereut. Denn es ist schlichtweg falsch! Der Gegenbeweis? Unser Gespräch mit dem Dr. Werner Radl, dem Vorsitzenden Landesverbandes Kärnten im Österreichischen Alpenverein über seine Vision zum Julius Kugy Alpine Trail.

Als pensionierten Richter kann Dr. Werner Radl so leicht nichts aus der Ruhe bringen. Und es liegt in seinem ausgeglichenen Naturell, Ziele mit großer Beharrlichkeit zu verfolgen. So hat er es sich zu Ziel gesetzt, gemeinsam mit seinem engagierten Team im Alpenverein (Peter Angermann, Sepp Maierhofer, Daniel Uschounig und Jan Salcher – um die wichtigsten zu nennen), die Vision, den Julius Kugy Alpine Trail zu einem alpintouristischen Leuchtturmprojekt zu entwickeln, Schritt für Schritt in die Realität umzusetzen.

Genau dort einen Weg der Freundschaft zu schaffen und damit die Verbundenheit der Menschen in Kärnten, Norditalien und Slowenien zu vertiefen, wo früher fürchterliche Schlachten getobt haben. Die Alpenkonvention mit Leben zu erfüllen, indem man mit nachhaltigem Wandertourismus die Bergregionen belebt. Und mit innovativen Lösungsansätzen resiliente Strukturen und Anreize für  klimafreundliche Wanderreisen zu schaffen. Was für eine bemerkenswert schöne Mission für einen Weitwanderweg in den aktuell turbulenten und manchmal auch verstörenden Zeiten.

Wir Trail Angels hatten die Ehre und das Vergnügen, auf Basis eines Bieterverfahrens, als Entwicklungsagentur für nachhaltigen Tourismus, Werner Radl und sein Team nunmehr ein Jahr lang fachlich bei dieser Mission zu begleiten. Viel konnte erreicht werden, von der Routenadaptierung bis zur konkreten Buchbarkeit von Wanderreisen im Kärntner Abschnitt (siehe dazu hier). Manches harrt noch, vor allem auf länderübergreifender Ebene, auf Umsetzung. Aber es wäre ja nicht Werner Radl, wenn er für die nächsten Schritte nicht schon einen Plan hätte. Und wir sind uns sicher: er wird ihn umsetzen!

Wir haben mit ihm ein Gespräch geführt, um mehr über seine bemerkenswerte Empathie für den Julius Kugy Alpine Trail zu erfahren. Es sind die Ausführungen eines Visionärs, dessen Handeln, um wieder mit einem Zitat – dieses Mal von Bob Dylan – zu schließen, nicht besser charakterisiert werden kann: „Friede, Ausgeglichenheit und guter Wille“!

Dr. Werner Radl

Vorsitzender des Landesverbandes Kärnten im Österreichischen Alpenverein und unermüdlicher Motor für das Projekt „Julius Kugy Alpine Trail“  © OeAV LV Kärnten

Wie ist die Idee zum Julius Kugy Alpine Trail entstanden?

Seit nunmehr 60 Jahren gibt es freundschaftliche Verbindungen des ÖAV-Landesverbandes Kärnten (LVK) mit dem Slowenischen Alpenverein (PZS) und der friulanischen Region des Italienischen Alpenvereins (CAI-FVG). Seit ca. 2004 wurden gemeinsame Pläne erörtert, einen „Weg der Freundschaft“ zu schaffen, also einen Weitwander-Rundweg über die schönsten Berge der drei Regionen Kärnten, Slowenien und Friaul.
Die Idee schlief wieder ein und wurde erst ca. 2018/19 reaktiviert. Die seinerzeitigen Vorschläge über den Wegverlauf waren noch vorhanden und wurden der Neuauflage dieser Idee zugrunde gelegt.
Über die Namensgebung wurde längere Zeit beraten: „Weg der Freundschaft“ war zu wenig spezifisch; „Südalpenumrundung“ war für unsere slowenischen und friulanischen Freunde unpassend, für sie war der Weg im Norden; „Alpe-Adria-Alpin-Trail“ gefiel der „Kärnten Werbung“ nicht wegen der Verwechslungsgefahr mit dem schon bestehenden und international bekannten „Alpe-Adria-Trail“.
Miro Erzen (PZS) hatte die zündende Idee: „Julius-Kugy-Alpine-Trail“ (JKAT). Ja, das war´s! Dr. Julius Kugy (1858 – 1944), geboren in Görz, gestorben in Triest, war die Identifikations-Persönlichkeit für alle drei Regionen, Bergsteiger, Jurist, Musiker, Botaniker, Schöngeist, Schriftsteller; mehrsprachig, volkstümlich, allseits anerkannt und respektiert: Und das in Zeiten, wo die politischen Verhältnisse eher Feindschaften anstatt Freundschaften unter den Völkerschaften nicht nur des Alpe-Adria-Raumes „begünstigten“. Die neuen Grenzen dort, wo es früher keine gab, ließ er wohl für sich nicht gelten. Kein Name für den Rundweg wäre also passender, als der des Erschließers der Julischen Alpen, Julius Kugy. Für seine konkrete Umsetzung war es dann wichtig, ein Übereinkommen als Rechtsgrundlage abzuschließen. Der Entwurf wurde von den drei Alpenvereinen für gut befunden. Am 6. September 2020 wurde dieses Übereinkommen am Dreiländereck von den Präsidenten bzw. dem Vorsitzenden der drei Vereine feierlich unterfertigt. Dr. Valentin Wulz, ein langjähriges und engagiertes Mitglied der Sektion Klagenfurt im ÖAV, ist in den folgenden Monaten und Jahren – bis 2022 – den gesamten Weg abgegangen, hat ihn beschrieben, fotographisch dokumentiert, in digitale Portale eingepflegt, Höhenprofile erstellt, sehr ambitionierte Etappeneinteilungen vorgenommen und da und dort publizistisch dargestellt.

 

Worin lag die Inspiration, den Julius Kugy Alpine Trail im Rahmen des Leuchtturmprogrammes weiterzuentwickeln?

Ziel der Schaffung des Julius Kugy Alpine Trails war nicht nur die Vertiefung der Völkerfreundschaft in den drei Regionen, sondern auch die Förderung des Wandertourismus in den sicherlich nicht „überlaufenen“ Wandergebieten in Nordslowenien (Karawanken, Steiner Alpen, Julische Alpen), Nordfriaul Julische Alpen, Karnische Alpen) und Kärnten (Karnische Alpen, Gailtaler Alpen, Karawanken). Für die Akzeptanz durch ein breites Wanderpublikum erschien die von Wulz erstellte Wegführung aber deutlich zu ambitioniert. Damit erschien die Zielsetzung der Belebung des Wandertourismus in den drei Regionen nicht erreichbar. Daher sind wir jetzt dabei, eine „entschärfte“, aber nicht minder attraktive, im Gegenteil abschnittweise ansprechendere Wegführung  zu schaffen. Wegen der außergewöhnlichen Schönheit vieler langer Wegabschnitte und der Durchquerung dreier ansprechender, höchst abwechslungsreicher Kulturregionen erscheint es passend, von einem „Leuchtturmprojekt“ zu sprechen. Zudem haben wir uns entschlossen, die Weiterentwicklung für den  Kärntner Wegabschnitt des JKAT im Rahmen des Förderprogrammes für touristische Leuchtturmprojekte „Unterstützung bei der Entwicklung von innovativen Pilotprojekten im Tourismus“ des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft einzureichen. Die Freude war groß, dass unser Projekt für die resiliente und klimafreundliche Ausgestaltung des Julius Kugy Alpine Trails als eines der Siegerprojekte ausgewählt wurde und uns – zusammen mit einer weiteren Förderung durch das Land Kärnten – in die Lage versetzte, die erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen aufzubringen, um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen.

 

Wie kann der Julius Kugy Alpine Trail einen Beitrag zu den Zielen des Österreichischen Alpenvereines und der Alpenkonvention beitragen?

Ziel des ÖAV sind unter anderem die Förderung eines sanften, resilienten Wandertourismus. Dies glauben wir mit dem Julius Kugy Alpine Trail sehr gut erreichen zu können. Die Idee der „Bergsteigerdörfer“, ein Erfolgsprojekt des Alpenvereins, kann damit ebenfalls gefördert werden. Auch die Alpenkonvention, die einen fairen Ausgleich zwischen den ökonomischen, ökologischen, und sozialen Interessen der örtlichen Bevölkerung anstrebt, um so den Erhalt der einzigartigen alpinen Landschaft zu fördern, kann mit der Belebung des Julius Kugy Alpine Trail deutlich gefördert werden.

 

Wie sieht deine Vision zum Julius Kugy Alpine Trail aus? Wo siehst du z.B. den Julius Kugy Alpine Trail in 10 Jahren?

Er soll blühen und gedeihen, ganz im Sinne des Spruches am Kugy-Denkmal, das im Vorjahr beim Wolayersee eingeweiht wurde: „Selig, die Frieden stiften“

 

Der Julius Kugy Alpine Trail eröffnet geübten Bergwanderern ein grandioses Wandererlebnis in den Südlichen Kalkalpen Kärntens, Sloweniens und Friauls © Stefan Filzmoser

Gut sichtbar! Die Beschilderung des Julius Kugy Alpine Trails © Peter Angermann

Einweihung des Friedendenkmals für den Julius Kugy Alpine Trail am Wolyersee © Hannes Guggenberger

Offizielle Trail Webseite: www.julius-kugy-alpine-trail.com

Buchungslandingpage mit buchbaren Wanderangeboten: www.booykourtrail.com/trail/julius-kugy-alpine-trail

Autor

Günter Mussnig

Der Diplomgeograph ist einer der Gründer und Geschäftsführer der Trail Angels, die für die Webplattform Bookyourtrail.com verantwortlich zeichnen. Als Trekking- & Outdoorfreak gehört er zu den Vätern des Alpe-Adria-Trails und erkundet seit mehr als 25 Jahren den nepalesischen Himalaya.

Ähnliche Beiträge

Der kleine Jahresrückblick 2024

Der kleine Jahresrückblick 2024

Eine kurze Rückschau, was 2024 bei uns so passiert ist (c) Stefan FilzmoserWas 2024 bei den Trail Angels so geschah„Zwei Wege gab es da, und ich – ich nahm den häufiger begangenen nicht, und das hat all den Unterschied ausgemacht!“ (David Frost)Kinder, wie die Zeit...

Trail Angel wanted: Reisebüroassistent:in

Trail Angel wanted: Reisebüroassistent:in

Wir, die TRAIL ANGELS, sind ein internationales Beratungs- und E-Travel Unternehmen für nachhaltigen Tourismus.Wir, die Trail Angels sind ein internationales Beratungs- und E-Travel Unternehmen für nachhaltigen Tourismus. Im Mittelpunkt unserer vielfältigen...

Get in touch

Jede große Reise beginnt mit dem ersten Klick.
Wenn wir Dich für nachhaltigen Tourismus inspirieren konnten, so setz Dich doch einfach mit uns in Verbindung. Wer weiß, vielleicht entsteht ja aus diesem ersten Klick gemeinsam etwas Großes!

FOLLOW US